Wie haben sich DDR-Bürgerinnen und -Bürger gefühlt, als im Jahr 1961 der Bau der Mauer begann?

War es nicht viel zu gefährlich, einen Fluchtversuch zu unternehmen?

Wie war das, seine Verwandten im Westen nicht besuchen zu können?

Das sind Fragen, die sich Schülerinnen und Schüler der Klasse 10a im Rahmen des Geschichtsunterrichts zum Thema „Deutschland – geteilt und wiedervereint“ stellten.  

Wohl keiner könnte diese und andere Fragen besser beantworten als jemand, der die Zeit tatsächlich jenseits der innerdeutschen Grenze erlebt hat.

Deshalb lud Frau Brickwedde Herrn Wolfgang Reiche zu uns in die Schule ein, der am Freitag den 28.02. ein Zeitzeugengespräch mit den Schülerinnen und Schülern der Klassen 9 und 10 durchführte.

Herr Reiche, geboren im Jahr 1947 in Thüringen, erlebte als 15-Jähriger einen gescheiterten Fluchtversuch mit seinen Eltern und seinen sechs Geschwistern und das ausgerechnet am 13. August 1961.

Als ein Teil der Familie bereits in Westberlin angekommen war, schloss sich die Berliner Grenze vor der Nase der Mutter und der jüngeren Geschwister mit dem Beginn des Baus der Berliner Mauer.

Die Flucht wurde abgebrochen und der Versuch blieb unentdeckt.

Doch nur zwei Jahre später unternahm der nun 17-Jährige einen weiteren Fluchtversuch auf eigene Faust. Mehrfach hatte Reiche unglaubliches Glück, entkam nur knapp zwei Grenzsoldaten mit Hund und hatte es dem Nebel zu verdanken, dass Soldaten auf einem Wachturm daneben schossen.

Nach der gelungenen Flucht über die mit Minen verseuchte „grüne Grenze“ lebte Reiche für einige Zeit bei seiner Tante in Hessen.

Auch anschließend kann er auf ein bewegtes Leben zurückblicken. Eine Fahrradreise entlang der chinesischen Seidenstraße endete mit dem Zug in Ostberlin am 09. November 1989 – dem Tag des Mauerfalls.

Nicht nur dieser Zufall ließ unsere Schülerinnen und Schüler staunen. Herrn Reiche gelang es, die deutsch-deutsche Geschichte für unsere 9. und 10. Klässler lebendig werden zu lassen und stand im Anschluss seiner Präsentation für die Fragen der Schülerinnen und Schüler bereit.

Diese Gelegenheit wurde ausgiebig genutzt und im Unterricht vorbereitete Fragen konnten gestellt werden.

Wir bedanken uns an dieser Stelle noch einmal recht herzlich bei Herrn Reiche für eine Veranstaltung, die den Schülerinnen und Schüler sicherlich noch weit nach ihrem Schulabschluss in Erinnerung bleiben wird!

Text: Brickwedde

Bilder und Video: Schülerinnen der 9a